Montag, 3. Dezember 2007

Der Schatten des „Black Friday"

Lange Schlangen um Mitternacht, der Massenansturm auf Digitalkameras, prallvolle Malls am "Black Friday": Der wichtigste Einkaufstag der Amerikaner war für die Branche ein voller Erfolg auf den ersten Blick. Einige Eckdaten aus dem Einzelhandel zeigen, dass das Weihnachtsgeschäft mit einem Fehlstart begonnen hat. Noch in der ersten Handelsstunde am Montag jubelten Anleger über ein Umsatzplus von 8,3 Prozent am "Black Friday". Diese Zahl hatte ein Branchenanalyst berechnet und dem amerikanischen Einzelhandel damit ein unerwartet deutliches Wachstum attestiert. Die National Retail Federation (NRF), der offizielle Einzelhandelsverband, macht derweil eine andere Rechnung auf: Für das ganze Wochenende um den "Black Friday" misst man ein Umsatzplus von 4,8 Prozent - immer noch ganz ansehnlich, aber weniger rekordverdächtig.

Noch weniger glanzvoll erscheint die Bilanz, wenn die Branche den allerorts bewunderten Kundenstrom einrechnet. In der Tat haben nämlich die Läden zwischen New York und Kalifornien 147 Millionen Besucher angelockt und damit deutlich mehr als erwartet - das heißt aber im Gegenzug, dass der durchschnittliche Besucher weniger Geld ausgegeben hat. Ein Pro-Kopf-Minus von 3,5 Prozent berechnet die NRF gegenüber dem Vorjahr, und damit sieht der Trend für das laufende Weihnachtsgeschäft schon ganz anders aus. Dass sich Rekord-Umsätze am "Black Friday" nicht einmal bis Samstag oder Sonntag halten konnten, zeigt die wahre Not der Verbraucher: Man shoppt mehr denn je nach Schnäppchen, man sucht penibel nach den allergrößten Preisnachlässen. Das zeigt auch eine Untersuchung der Kundenströme nach Stunden: Fast 15 Prozent der Amerikaner, und damit so viele wie nie zuvor, gingen am "Black Friday" vor 4 Uhr morgens einkaufen - da gibt es in vielen Läden die Frühaufsteher-Rabatte, bei denen Unternehmen nicht nur komplett auf Gewinn verzichten, sondern Ware oft sogar unterhalb des Einkaufspreises verscherbeln.

Dass in manchen Läden, vor allem im Elektronikhandel, viele Artikel um bis zu 60 Prozent reduziert waren, zeigt wiederum die nackte Panik der Branche, die sich auf ein bitteres Weihnachtsgeschäft seit fünf Jahren eingestellt hat. Die NRF geht von einem Umsatzwachstum von 4,0 Prozent auf 474,5 Milliarden Dollar aus, was die schwächste jährliche Steigerung seit 2001 wäre. Einen weiteren Einblick auf den Beginn der wichtigsten Konsumwochen gibt übrigens der Montag dieser Woche. Der erste Arbeitstag nach Thankgiving ist als "Cyber Monday" bekannt und signalisiert den ersten großen Shopping-Tag im Online-Sektor. Der Grund: Die meisten Amerikaner erledigen ihre Internet-Einkäufe nicht etwa von zuhause aus, sondern im Büro. Das mag den Chef nicht freuen, gibt aber der Branche einen weiteren Feiertag und Grund zu weiteren Preissenkungen. Die wiederum scheinen in diesem Jahr so wichtig zu sein wie noch nie.

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