Samstag, 17. Mai 2008

Öl über 127 Dollar

Der Ölpreis hat am Freitag erstmals die Marke von 127 US-Dollar je Barrel überwunden. Im Verlauf stieg der nächstfällige Juni-Kontrakt auf Rohöl der Sorte Light Sweet Crude auf ein Rekordhoch von 127,43 Dollar. Um 14.33 Uhr MESZ notiert der Kontrakt bei 126,67 Dollar. Am Donnerstag war für den Kontrakt an der New Yorker Rohstoffbörse Nymex ein Settlement-Preis von 124,12 Dollar ermittelt worden. Händler führten den jüngsten Anstieg auf technische Gründe zurück. Gestützt hätten ferner die hohen Preise für Destillate und die Sorge, dass sich das Angebot verknappen könnte.

Zuvor hatten Händler bereits Befürchtungen geäußert, dass das schwere Erdbeben in der südchinesischen Provinz Sichuan die Preise an den Rohstoffmärkten weiter in die Höhe treibt. Insbesondere die Notierungen von Öl und einigen Industriemetallen zogen zum Wochenschluss an. Händlern zufolge musste China die Erdgasförderung in Sichuan drosseln und kauft deshalb verstärkt Heizöl als Ersatz auf dem Weltmarkt ein. "Das weltweite Angebot an Destillaten ist sehr knapp", sagte Fondsmanager Tetsu Emori von Astmax in Tokio. Zu den Destillaten zählt neben Heizöl vor allem Diesel.

Als Folge der steigenden Nachfrage aus China sowie einer Serie von Raffinerie-Stillständen in Europa kletterte der Ölpreis am Freitagmittag wieder über die Marke von 125 Dollar. Das Fass US-Leichtöl der Sorte WTI verteuerte sich um 1,2 Prozent auf 125,51 Dollar. Am Vortag war die Notierung kurzzeitig unter die Marke von 121 Dollar gerutscht. Nordseeöl der Sorte Brent legte pro Barrel um 1,1 Prozent auf 123,97 Dollar zu. "Es gibt über die nächsten Monate kaum Abwärtspotenzial beim Ölpreis", erklärte Gerard Burg, Analyst bei der National Australian Bank. Davon geht auch die Schweizer Bank UBS aus. Deren Analyst Jan Stuart hob seine Prognose für den durchschnittlichen Ölpreis am Donnerstag um 32 Prozent auf 115 Dollar je Barrel von 86,96 Dollar je Barrel an. Auch für 2009 rechnet Stuart nicht mit einem Preisrückgang. Vielmehr erhöhte er seine Prognose für den Ölpreis im nächsten Jahr sogar um 54 Prozent von 78 Dollar auf 120 Dollar je Barrel. Der daraus resultierende Inflationsdruck dürfte das weltweite Wirtschaftswachstum im nächsten und übernächsten Jahr dämpfen. Am Dienstag hatte WTI mit 126,98 Dollar ein Allzeithoch erreicht.

US-Präsident George W. Bush ist am Freitag zu Gesprächen über den hohen Ölpreis und den Nahost-Friedensprozess in Saudi-Arabien eingetroffen. Bushs Treffen mit König Abdullah ist bereits das zweite binnen vier Monaten. Im Januar hatte er den Monarchen aufgefordert, wegen der steigenden Preise die Ölfördermenge zu erhöhen. Das Ölministerium erteilte der Bitte eine Absage und erklärte, die Produktion werde nur gesteigert, wenn der Markt dies rechtfertige. Der Preis für Rohöl der Organisation erdölexportierender Länder (Opec) ist am Donnerstag leicht gestiegen. Wie die Opec am Freitag in Wien berichtete, legte der Preis für ein Barrel Rohöl aus den Fördergebieten des Kartells am Donnerstag um 17 Cent auf 118,95 Dollar im Vergleich zum Vortag zu. Die Opec berechnet ihren so genannten Korbpreis auf der Basis von 13 wichtigen Sorten des Kartells.

Am Donnerstag hatten Benzin und Diesel im bundesweiten Durchschnitt ein neues Allzeithoch erreicht. Für einen Liter Superbenzin mussten Verbraucher nach Angaben aus der Mineralölbranche im Bundesschnitt etwa 1,52 Euro bezahlen. Für Diesel wurden an den Tankstellen erstmals bis zu 1,48 Euro je Liter fällig. Damit haben die Spritpreise ihre unmittelbar vor Pfingsten erzielten Rekordstände schon wieder übertroffen. Vertreter der Mineralölbranche verwiesen zur Begründung auf das teure Rohöl sowie die hohen Einkaufskosten für Fertigprodukte wie Diesel und Benzin am zentralen Rotterdamer Markt. Eine Entspannung ist vorerst nicht in Sicht. Nachdem zahlreiche Analysten an den Vortagen ihre Prognosen für den Ölpreis deutlich nach oben gesetzt hatte, zeigten sich die Ex

Opec bleibt hart

Die Opec wird dem Rekordhoch beim Ölpreis nach iranischen Angaben nicht mit einer Erhöhung der Fördermenge entgegentreten. Mehr Produktion werde zu mehr Reserven führen, begründete Irans Ölminister Gholamhossein Nosari die ablehnende Haltung der Organisation erdölexportierender Länder. Insbesondere die USA haben zuletzt auf eine Erhöhung der Fördermenge gedrungen.

Auch Saudi-Arabien hatte am Freitag eine Erhöhung der Förderung abgelehnt. US-Präsident George W. Bush war mit der Bitte abgeblitzt, durch eine stärkere Ölproduktion zur Dämpfung der US-Benzinpreise beizutragen. Nach den Worten seines Nationalen Sicherheitsberaters Stephen Hadley beharrte der größte Ölexporteur auf seinem Standpunkt, dass er den Bedarf seiner Kunden ausreichend decke. Der Ölpreis kletterte am Freitag erstmals über die Marke von 127 Dollar pro Fass.