Sonntag, 6. April 2008

Warnungen will niemand hören

Der Optimismus der Wall Street ist unerschütterlich: Eine Woche mit dramatisch schlechten Arbeitsmarktdaten, enttäuschenden Industrie-Indikatoren und Ben Bernankes offizieller Warnung vor einer Rezession ging für die US-Börsen mit recht deutlichen Gewinnen zu Ende. Der Grund für dieses Phänomen ist ganz einfach: Da sich nun alle einig sind, dass die US-Konjunktur mitten in einer Rezession steckt, hofft man auf ein baldiges Ende und kauft schon einmal Aktien nach. Das dürfte sich als vorschnell erweisen, doch Warnungen will auf dem New Yorker Parkett zurzeit niemand hören. Ob jemand Quartalszahlen hören will, ist unklar - Fakt ist hingegen, dass man in der nächsten Woche Quartalszahlen hören wird. Gleich zum Wochenstart am Montag wird der Aluminiumriese Alcoa die Bücher öffnen, am Freitag spricht General Electric über die Geschäfte im ersten Quartal 2008. Auf Unternehmensseite wird normalerweise weniger beschönigt als auf staatlicher Seite. Nach einer Flut von Konjunkturdaten in den letzten Wochen könnte also nun ein Blick auf Corporate America manch Sorgenfalte in die Gesichter der Anleger meißeln. Aus deutscher Sicht startet die neue Woche an der Wall Street mit einem raren Höhepunkt: Der CEO der New York Stock Exchange, Duncan Niederauer, empfängt den Deutschen Botschafter Klaus Scharioth zu einem privaten Gespräch. An der NYSE sind zurzeit neun deutsche Unternehmen notiert: Allianz, Daimler, Deutsche Bank, Deutsche Telekom, Fresenius, Infineon, Qimonda, SAP und Siemens.